Betriebliches Gesundheitsmanagement (BMG) stand im Zentrum der AOK-Netzwerk-Veranstaltung

Emden. Unternehmen müssen sich stärker für die Gesundheit und Motivation ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren. Dazu zwingen der sich weiter zuspitzende Fachkräftemangel, die wachsende Zahl älterer Beschäftigter und die zunehmende Quote bei den psychischen Erkrankungen. Anstöße für ein betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) in kleinen und mittleren Betrieben (KMU) lieferte eine Veranstaltung des Netzwerkes KMU-Kompetenz in den Regionen Ostfriesland-Jade und Emsland-Grafschaft Bentheim. Es stand unter der Regie des BGM-Beraterteams der AOK Niedersachsen. Die Krankenkasse hatte die Zusammenkunft in Emden zusammen mit der Hochschule Emden-Leer organisiert.

AOK geht beim BGM vorbildlich voran

Thomas de Boer, BGM-Geschäftsbereichsleiter bei der AOK Niedersachsen, begrüßte die Anwesenden. Die AOK hilft Unternehmen unterschiedlicher Größe und verschiedener Branchen mit nachhaltigen Konzepten und praxiserprobten, maßgeschneiderten Methoden. Bemerkenswert: Alle Leistungen der Krankenkasse sind dabei kostenfrei. Besonders willkommen hieß de Boer einen hohen Gast aus der AOK-Zentrale in Hannover: Vorstandsmitglied Sandra Kuwatsch, Leiterin des Ressorts für Personal und Ressourcenmanagement, war angereist. Die AOK Niedersachsen rät nicht nur den Unternehmen zu BGM-Aktivitäten, sondern geht hier vorbildlich voran. Erst im Dezember wurde sie mit dem Corporate Health Award in der Kategorie „Gesundheits- und Sozialwesen“ ausgezeichnet. Dieser Award der Handelsblatt GmbH und von EUPD Research gilt als renommierteste Auszeichnung für exzellentes betriebliches Gesundheitsmanagement. Dazu Sandra Kuwatsch: „Die Gesundheit unserer Mitarbeitenden ist unser wertvollstes Kapital. Unser BGM fördert Wohlbefinden, Leistung und stärkt die Teambildung. Es ist der Schlüssel zu unserem anhaltenden Erfolg“, so die AOK-Chefin.

BGM auch bei dezentralen Strukturen möglich

Im Anschluss stellten Vizepräsidentin Professorin Dr. Anne Schweizer und Professor Dr. Marco Rimkus kurz die Hochschule Emden-Leer vor, in deren Räumlichkeiten die Veranstaltung ausgerichtet wurde. Nach den Erfahrungen der beiden Wissenschaftler wird das Thema der Resilienz als innere Widerstandsfähigkeit auch für viele der rund 4.200 Studierenden immer wichtiger. Die Hochschule reagiert mit neuen Studienformen.

Wie BGM in der Praxis funktioniert, erläuterten zwei Vertreter des Leinerstiftes im Interview mit der AOK-BGM-Beraterin Henrike Gruber. Das Leinerstift mit Hauptsitz in Großefehn bietet ein vielschichtiges Hilfssystem in den Bereichen Jugendhilfe, Sozialhilfe und dem Teilhabegesetz an. Eine Besonderheit des Vereins ist die weitgehend dezentralisierte Struktur: Die 750 Mitarbeiter sind an 45 Standorten tätig.

Dass trotzdem erfolgreich ein BGM-System aufgebaut werden kann, machten Vorstand Wolfgang Vorwerk und der zuständige Projektmanager Marc Baumann klar. „Eine enge Mitarbeiterbeteiligung inklusive Befragungen ist dabei das A und O“, erläuterte Vorwerk. Ein Steuerungskreis wurde gegründet; er soll den Prozess beschleunigen. Bewährt habe sich ebenfalls eine unternehmensinterne App, ergänzte Baumann.

Menschenstärkung als Maßstab aller Entscheidungen

Nach der Mittagspause hatte der Hauptredner das Wort: Bodo Janssen hielt einen Impulsvortrag mit dem Titel „Menschen zu führen bedeutet Menschen zu stärken“. Janssen, Chef der Upstalsboom-Hotelgruppe mit rund 70 Hotels und Ferienwohnanlagen, hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht, die zum Teil „Spiegel-Bestseller wurden. Darin thematisiert er seine Art der menschenorientierten Unternehmensentwicklung im „Spannungsfeld zwischen Spiritualität, Wissenschaft und Wirtschaftlichkeit“.

Mittlerweile ist der „Upstalsboom-Weg“ zu einem Impulsgeber für einen Kulturwandel in der Arbeitswelt geworden. Janssen gab Einblicke in seine Philosophie. Menschen zu stärken – das sei der Maßstab aller Entscheidungen im Unternehmen. Dabei komme es darauf an, innere Gelassenheit unabhängig von äußeren Faktoren zu erlangen.

Wichtige Rolle der Führungskräfte

Auch in den späteren so genannten Experten-Ecken wurde deutlich: Ideen und Maßnahmen zur Gesundheitsförderung in Unternehmen gibt es wie Sand am Meer. Da werden zum Beispiel Rücken- und Bewegungstrainings mit und ohne Geräten angeboten, Entspannungsübungen für das mentale Wohlbefinden ermöglicht, Sportzirkel und Sporttage organisiert, Ernährungsberatungen offeriert oder Kooperationsverträge mit Sport- und Fitnessstudios geschlossen.

Was konkret gebraucht wird und möglich ist, hängt vom jeweiligen Unternehmen ab. Kaufmännische Arbeitskräfte haben beispielsweise ein ganz anderes Belastungsprofil als Lagerlogistik-Mitarbeiter oder Kraftfahrer. Doch bei allem, was auf dem BGM-Gebiet unternommen wird, spielen die Führungskräfte eine wichtige Rolle. Denn sie prägen durch ihren Führungsstil entscheidend die Kultur und Gesundheit im Team.

Krisen können zu einem wichtigen Impuls werden, zu einer Einladung, sich von Altem und Nutzlosem zu trennen, sich aufzumachen, neue Spuren zu ziehen und neue Räume zu erkunden. Letztlich geht es darum, zu klären, wie wir Krisen sinnvoll nutzen können“, untermauerte Bodo Janssen seine Thesen. Ja, Führung bestehe darin, Menschen darauf vorzubereiten, schwierige Situationen zu meistern, anstatt ihnen auszuweichen. Sie zu befähigen, ihnen etwas entgegen zu setzen, Resilient zu sein – am besten mit Demut, Geduld und Gelassenheit.