Interview mit Wolfgang Finken, Bundesgeschäftsführer des Party Service Bundes Deutschland e.V.

Wolfgang Finken ist seit 2002 Bundesgeschäftsführer des Party Service Bundes Deutschland e.V. Das WIRTSCHAFTSECHO sprach mit dem Vertreter des bundesweit aktiven Berufs- und Branchenfachverbandes unter anderem über die Situation des Gastgewerbes nach dem Aus für den ermäßigten Mehrwertsteuersatz.

Herr Finken, der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent für Speisen in Lokalen und beim Partyservice wurde von der Bundesregierung nicht über den 31. Dezember 2023 hinaus verlängert. Und das trotz massiver Proteste aus dem Gastgewerbe, an denen auch ihr Verband beteiligt war.

Wie sehr frustriert es Sie, dass die Gastro-Branche anscheinend mal wieder von der Politik nicht ernst genug genommen wurde?

Das Aus für den ermäßigten Mehrwertsteuersatz ist in der Tat eine sehr schlechte Nachricht für die Branche. Zu Recht müssen wir in der Gastronomie steigende Preise und sinkende Umsätze, Betriebsschließungen und einen Verlust an Arbeitsplätzen befürchten. Das geht mit weniger Lebensqualität für die Menschen einher.

Es ist äußerst bedauerlich, dass weder Bundeskanzler Olaf Scholz noch Bundesfinanzminister Christian Lindner Wort gehalten haben. Öffentliche Aussagen dieser Politiker haben die Branche in falscher Sicherheit gewogen. Aber ich kann der

Steuer-Diskussion auch positive Seiten abgewinnen.

Aha. Und welche?

Zum einen: Nach der Entscheidung der Bundesregierung herrscht nun endlich Planungssicherheit für die Branche. Und das war dringend notwendig. Zum anderen: Ich nehme die Bündnisse, die sich bei diesem Thema im Gastgewerbe und darüber hinaus gebildet hatten, als sehr erfreulich und ermutigend wahr. Es haben Verbände und Interessenvertretungen zusammengearbeitet und gemeinsam Druck gemacht, die normalerweise nicht viel miteinander zu tun haben oder zu tun haben wollen.

An diesen Gemeinschaftsgeist sollten wir innerhalb der Branche künftig anknüpfen. Nur so können die Probleme und Forderungen von Partyservice-Unternehmern und Caterern, Gastronomen, Hoteliers und Gemeinschaftsverpflegern in Öffentlichkeit und Politik noch wesentlich stärker wahrgenommen werden.

Welche der Probleme drücken denn besonders?

Das Gastgewerbe und auch das Segment der Caterer und Partyservice-Unternehmer, das unser Verband vertritt, leidet unter einem wachsenden Kostendruck. Zum Beispiel steigen die Ausgaben für Lebensmittel, Energie und Personal immer weiter.

Diese Kosten in den Betrieben werden unter anderem durch immense Steuerbelastungen zusätzlich hoch getrieben und nicht zuletzt durch eine Bürokratisierung, die allen Versprechungen der Politik zum Trotz eher zu wachsen scheint als abgebaut wird. Bei den Punkten Steuerlasten und Überbürokratisierung könnte die Politik schnell Druck vom Kessel nehmen, wenn sie es denn wollte. Als Party Service Bund Deutschland e.V. werden wir hier nach wie vor Einfluss zu nehmen versuchen.

Aber nicht nur die Politik ist hier gefordert, oder?

Selbstverständlich nicht. Der Kostendruck könnte durch mehr Digitalisierung und Automatisierung abgeschwächt werden. Denn zweifellos lassen sich eine Reihe von Prozessen und Abläufen effektiver und effizienter gestalten. Ferner eignen sich Digitalisierung und Automatisierung zum Teil als Instrument gegen den Personalmangel.

Mein Eindruck ist: Mehr Aufgeschlossenheit und Offenheit gegenüber den modernen technologischen Mitteln und Möglichkeiten wäre auch bei so manchen Entscheidungsträgern unserer Branche sinnvoll und ratsam. Das gilt gleichermaßen für die Chancen der Künstlichen Intelligenz. Allerdings sollten deren Risiken gleichermaßen nicht aus dem Blickfeld geraten.

Unsere Leserinnen und Leser interessieren sich speziell für das Thema der Betriebsverpflegung. Was kommt Ihnen hierzu im Hinblick auf aktuelle Entwicklungen in den Sinn?

Durch die Corona-Pandemie wurden die Kantinen in den Unternehmen kräftig durchgeschüttelt. Ein wichtiger Faktor war hier der Boom des Home Office. Auch nach der Pandemie sind viele Beschäftigte im Home Office geblieben. Das ist natürlich nicht gut für das Geschäft der Betriebsverpfleger. Die müssen sich bemühen, die Arbeitnehmer zumindest an den Tagen in die Kantinen zu locken, an denen sie sich noch im Betrieb aufhalten. Da gibt es unterschiedliche Ansätze und Ideen. Zum Beispiel in Richtung eines nachhaltiger, gesünder und abwechslungsreicher aufgestellten Speisenangebotes oder von Aktionswochen und ähnlichen Events. Insgesamt wird die Betriebsverpflegung unter starkem Druck bleiben, solange sich Home Office einer großen Popularität erfreut.