Interview mit dem Bürgermeister Patrick Kösters von der Insel Spiekeroog
Spiekeroog. Mit der Eröffnung von „Meerestied“ ist ein Meilenstein im Tourismus auf der Insel Spiekeroog gelegt worden. Nachwievor gibt es weitere Themen, zu denen der Bürgermeister der Insel Spiekeroog, Patrick Kösters, in dem folgenden Interview Stellung nimmt.
Der knappe Wohnraum ist auf allen Ostfriesischen Inseln und auch auf Spiekeroog ein großes Thema. Sie wollen mit dem Bauleitverfahren die aktuelle Wohnungsmarkt-Situation entschärfen. Wie ist der Stand der Dinge?
Die so genannte B-Planung läuft auf Hochtouren. Im vergangenen Bauausschuss wurde die Öffentlichkeit bereits umfassend informiert. Im Hinblick auf Dauerwohnraum sind – wie bisher – in vielen Gebieten der Insel verpflichtende Anteile vorgegeben. Außerdem gilt eine Veränderungssperre. Demnach dürfen in der kommenden Zeit keine Gebäude errichtet, umgebaut oder umgenutzt werden. Es gibt nur wenige und gut begründete Ausnahmen. Darüber hinaus setzen wir ab der Fertigstellung des B-Plans „Dorf 22“ die Nutzungsgenehmigungen durch. Mit diesem Schritt werden wir illegale Ferienwohnungen abschaffen.
Was passiert noch gegen die Wohnungsnot?
Mit dem Land sind wir in Gesprächen, damit die Förderkulissen für den Wohnungsbau auf den Ostfriesischen Inseln verbessert werden. Auf Spiekeroog geht es vor allem um das geplante Neubaugebiet südlich des Inseldorfes. Parallel zum B-Plan werden alle Satzungen überarbeitet oder neu erlassen, welche das insulare Leben stärken. Damit meine ich vor allem den gegen Zweckentfremdung gerichteten §22 des Baugesetzbuches, BauGB.
Die Spiekerooger Genossenschaft soll ebenfalls zur Entschärfung der Situation beitragen. Wie entwickelt die sich?
Die entwickelt sich gut und hat unlängst ein Grundstück erworben. Das liegt zwischen dem Frischemarkt und dem Appartementhaus Westerloog. Die oberste Priorität der 2020 gegründeten Genossenschaft besteht in der Schaffung von Dauerwohnraum. Transparente und für jedes Projekt erarbeitete Vergabegrundsätze sollen eine größtmöglich gerechte und faire Vergabe gewährleisten.
Das Wassertaxi ist eine andere interessante Neuheit. Es verkehrt seit diesem Jahr unabhängig von der Tide täglich zu festen Abfahrtszeiten zwischen Spiekeroog und Neuharlingersiel, außerdem ist es schneller als die herkömmliche Fähre. Wird es gut angenommen?
Nach anfänglichen Startschwierigkeiten – ich nenne die Stichpunkte defekter Motor und Verschlickung in Neuharlingersiel – läuft es rund. Das Wassertaxi wird gut genutzt. Ich halte es für eine echte Bereicherung für Insulaner und Gäste.
Auf den Ostfriesischen Inseln wird auch über mögliche Gas-Bohrungen im Wattenmeer, vor der Insel Borkum, kritisch diskutiert. Ein niederländisches Gericht hat das Projekt erst einmal gestoppt. Welche Position vertritt Spiekeroog dazu?
Die Abwägungen sind hochkomplex. Wir wünschen, dass diese fundiert, nicht populistisch und nicht unter hohem Zeitdruck erfolgen. Selbstverständlich ist Energiesicherheit sehr wichtig. Gleichwohl handelt es sich beim Wattenmeer um einen äußerst sensiblen Naturraum, den es zu schützen und zu erhalten gilt. Unsere Solidarität gilt natürlich insbesondere der Insel Borkum.
Vielleicht auch vor dem Hintergrund der Gasbohrungs-Diskussion diese Frage: Was halten Sie von der Idee eines beim Land angesiedelten zentralen Ansprechpartners oder Vermittlers zwischen den niedersächsischen Inseln und den für sie zuständigen Landesinstitutionen?
Grundsätzlich wäre das zu begrüßen. Allerdings erlebe ich in unseren Gesprächen mit dem Land, dass hier eine extreme Aufgeschlossenheit den Inseln gegenüber herrscht, man unsere Bedürfnisse ernst nimmt und aktiv mit uns an Lösungen arbeitet. Das gilt zum Beispiel beim Deichschutz oder unseren Wohnraumsorgen. Mehr unter www.spiekeroog.de.