Kategorie: Finanzmarkt

Was wird aus unserem Bargeld?

Was wird aus unserem Bargeld?

Remels. Wie begleichen Sie die Kosten, die bei einem Einkauf in einem Einzelhandelsgeschäft entstehen? Zahlen Sie stets in bar oder bevorzugen Sie eine bargeldlose Zahlung?

Die Deutsche Bundesbank hat kürzlich in einer umfangreichen Befragung die Gewohnheiten der Bankkunden bei der Bezahlung der Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs untersucht. Das Verhalten der Bürger hat sich – im langfristigen Vergleich betrachtet – wesentlich verändert. Vor einigen Jahrzehnten war es selbstverständlich, die Kosten für einen Einkauf stets in bar zu begleichen, weil es dafür keine sinnvolle Alternative gab. Deshalb mussten die Bürger stets einen Vorrat an Bargeld haben, um jederzeit einkaufen zu können. Jetzt können sie ohne Einschränkungen und ohne nennenswerte Kostenunterschiede sowohl bar als auch bargeldlos zahlen.

Der Anteil der bargeldlosen Zahlungen hat in den vergangenen Jahren zwar ständig zugenommen, doch die Barzahlung ist immer noch sehr beliebt. Ihr Anteil an den gesamten Zahlungen im Einzelhandel betrug 2017 noch 74 Prozent, inzwischen ist er auf 58 Prozent zurückgegangen. Die Entscheidung über die Nutzung der Zahlungsart ist bemerkenswerter Weise von der Höhe der Zahlung abhängig. Größere Zahlungen werden vorzugsweise unbar geleistet, weil das Vorhalten großer Bargeldbestände bei Privatpersonen unbeliebt ist. Kleinstbeträge werden dagegen nicht gern per Karte gezahlt, obwohl es dafür keine sachlichen Gründe gibt.

Das Bankgewerbe und ihre Institutionen setzen sich für die Wahlfreiheit der Bürger bei der Nutzung der Zahlungsmöglichkeiten ein. Die Motive der Bürger für die Entscheidung über die von ihnen bevorzugte Zahlungsweise sind schwer zu ermitteln und zu beurteilen.

Die bargeldlose Zahlung hat sowohl für die Einzelhändler als auch für ihre Kunden erhebliche Vorteile gegenüber der Bargeld-Zahlung. Die Einzelhändler müssen kein Bargeld als Wechselgeld vorhalten. Die Fehlerhäufigkeit und die Dauer der Zahlung sind beim bargeldlosen Zahlen geringer als bei der Barzahlung. Durch eine erhebliche Reduzierung des Bargeldumlaufs entsteht für die Banken ein ganz besonderer Vorteil: Ohne Bargeld gibt es keine Raubüberfälle! Dänemark liefert dafür den Beweis. In dem Land ist der Anteil der Bargeldzahlungen und damit der Bargeldbestand der Banken sehr gering. Im Jahr 2000 gab es dort noch 221 bewaffnete Banküberfälle, 2017 weniger als 10 und im vergangenen Jahr keinen einzigen!

Als Vorteil der Barzahlungen betrachten die Bürger nach Einschätzung der Bundesbank unter anderem den guten Überblick über ihre Ausgaben. Die optische Erkenntnis über die Reduzierung des Geldbörsen-Inhalts schützt vor einem übereilten Entschluss über unnütze Ausgaben.

Mit 81 Prozent erfolgt der weitaus größte Teil der Geldbeschaffungen durch Privatpersonen über die Geldautomaten der Kreditinstitute. Nur noch 11 Prozent der Auszahlungen werden an der Kasse der Banken vorgenommen. Immer mehr Einzelhandelsbetriebe bieten Bargeldauszahlungen an, die üblicherweise zu einem Teil zur Bezahlung von Einkäufen in dem betreffenden Laden genutzt werden.

Früher war die Beschaffung von Bargeld nur während der Öffnungszeiten der Banken möglich. Inzwischen gibt es in Deutschland etwa 55.000 Geldautomaten, die zu einem großen Teil rund um die Uhr, zumindest aber länger als während der Öffnungszeiten der Banken genutzt werden können. Auch in ländlichen Gebieten ist die Beschaffung von Bargeld problemlos möglich. 94 Prozent der befragten Personen bezeichneten den Aufwand für den Weg zu einem Geldautomaten oder zu einer Bank als gering. In vielen Fällen wird die Bargeldbeschaffung mit einem Einkauf verbunden.

Der Bericht der Bundesbank über ihre Untersuchungen enthält eine Vielzahl von bemerkenswerten und von weniger wichtigen Erkenntnissen. 15 Prozent der Bargeld-Abhebungen werden ohne eine Verbindung mit einem Einkauf vorgenommen. In diesen Fällen erfolgen 7 Prozent der Besuche bei einer Bank oder eines Geldautomaten zu Fuß und 2 Prozent mit dem Fahrrad. Haben diese Ermittlungen einen praktischen Nutzen?

Der Trend zu dem Rückgang der Barzahlungen wird anhalten. Die Europäische Zentralbank hat den 500-Euro-Schein bereits abgeschafft. Damit sollen kriminelle Handlungen wie die Geldwäsche und der Drogenhandel erschwert werden. In sieben EU-Ländern wurden 2015 die 1- und 2-Cent-Münzen abgeschafft, weil ihnen deren Herstellung zu teuer war. Die zu zahlenden Beträge wurden in der Regel auf die nächste 5-Cent-Stelle aufgerundet.

Die Quote der bargeldlosen Zahlungen im Einzelhandel ist in den europäischen Ländern sehr unterschiedlich. In den skandinavischen Staaten spielt die Bargeld-Zahlung nur noch eine untergeordnete Rolle. Schweden ist der Vorreiter bei dem Ausbau der bargeldlosen Zahlungen. Selbst Kleinstbeträge werden bargeldlos bezahlt, so dass die Bürger wochenlang ohne Bargeld auskommen. Manche Parkuhren nehmen keine Münzen an und in den Kirchen wird fast nur bargeldlos gespendet.

Zahlreiche europäische Staaten haben sehr unterschiedliche Obergrenzen für zulässige Bargeld-Zahlungen eingeführt. In der Währungsunion reichen sie von 500 Euro in Griechenland bis 15.000 Euro in Kroatien. In Deutschland gibt es eine solche Grenze nicht. Bei Einzahlungen ab 10.000 Euro muss der Bankkunde allerdings darlegen, woher das Geld kommt. Zurzeit gibt es Bestrebungen, in den EU-Ländern eine einheitliche Obergrenze von 10.000 Euro für Barzahlungen einzuführen.

Die deutschen Bürger gelten als Bargeld-Liebhaber. In keinem anderen Land der Europäischen Währungsunion ist der Anteil der Bargeldzahlungen so hoch wie bei uns. Die Bundesbank schließt nicht aus, dass sich der Wandel bei den Zahlungsmethoden der Privatpersonen fortsetzen wird. Die Reduzierung der Bargeldbeschaffung könnte zu einem Abbau von wenig genutzten Geldautomaten führen, was den Übergang zu bargeldlosen Zahlungen noch beschleunigen würde.

In einigen Ländern wird sogar über eine vollständige Abschaffung des Bargeldes diskutiert. Schweden hat als erstes Land bereits entschieden, das Bargeld bis zum Jahr 2030 abzuschaffen.

 

Schaffen wir die kleinen Münzen ab?

Bargeld lacht! – Doch gilt das noch uneingeschränkt? Vielleicht wird den Ein- und Zwei-Cent-Münzen das Lachen bald vergehen. In jüngster Zeit werden Überlegungen über ihre Zukunft angestellt. Benötigen wir sie noch oder sollten wir besser auf sie verzichten? Die EU-Kommission hat schon 2013 wegen der gestiegenen Herstellungskosten eine Abschaffung der kleinen Münzen ins Gespräch gebracht. Sie kann allerdings nur durch eine für alle Euro-Länder einheitliche Entscheidung erfolgen. Deshalb ist der Vorschlag bisher nicht realisiert worden. Ein einheitliches Vorgehen aller Euro-Länder in dieser Frage ist derzeit nicht erkennbar.

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