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Elektrische Limousine zieht richtig ab…

1964 startete das Emder Volkswagenwerk mit der Käfer-Produktion

Emden. Zum 60-jährigen Jubiläum des Emder Volkswagenwerks wurde der Schalter von Verbrennungsmotoren auf Elektroantrieb in der Fahrzeugproduktion umgelegt. „Zum 60-jährigen Jubiläum haben wir eine ganze Reihe von Events in diesem Jahr. Das große Familienfest findet am 14. September statt. Heute möchten wir den neuen ID.7 vorstellen, auf den wir sehnsüchtig gewartet haben“, sagte Uwe Schwartz, Leiter des Emder Werkes.

Am 1. März 1964 wurde der Grundstein für das Emder Volkswagenwerk (VW) gelegt – anfangs wurden rund zehn Käfer produziert. Am 23. Februar diesen Jahres durften einige Journalisten den neuen ID.7 Probe fahren, der sich ideal für Außendienstler sowie für zum Beispiel Taxiunternehmen eignet. „Mein Schwiegervater ist im Außendienst tätig und von dem Fahrzeug begeistert“, sagte der Elektroingenieur Ewald Zimmermann, der für uns zwei Journalistinnen am Lenker sitzt und uns die Elektrolimousine erklärt.

Gerade bei längeren Fahrten punktet das in Emden produzierte Auto mit „intelligenten Sitzen“, die mit Massagetechnik, Sitzbelüftung, Heizung und sehr viel Stauraum ausgestattet sind. Auch das „Infotainment Paket Plus“ ist leicht zu bedienen , das Display mit den vielen Fahrzeugassistenten übersichtlich und sogar das Lenkrad ist beheizbar. Ja, es gibt sogar einen Pannenknopf über den Rückspiegel mit dem der Fahrzeughalter direkt auf Knopfdruck mit der SOS-Leitstelle verbunden ist. „Wenn beispielsweise ein Wildschaden vorliegt, werden beim SOS-Ruf gleich die Koordinaten durchgegeben, denn manchmal ist der Fahrer aufgrund des Unfallgeschehens nicht mehr dazu in der Lage“, erklärt Ewald Zimmermann, der gleich nach dem Abitur im Jahr 2015 ein Duales Studium zum Elektroniker und zum Elektroingenieur absolvierte.

In Greetsiel angekommen steigen wir mal aus und Ewald erklärt den Kofferraum mit doppeltem Boden. „Das Ladekabel befindet sich im unteren Kofferraum und die Batterie ist direkt unter dem ID.7“, so der Ingenieur, dessen Familie nicht im Emder Volkswagenwerk arbeitet. Bereits nach dem Schulpraktikum wusste er, dass er gerne dort arbeiten möchte. Das ganze Werk wurde in den letzten Jahren zum Elektrostandort umgebaut. Für den Konzern ist es „das Elektrowerk“ – eben „Made aus Emden“. „Das ist schon klasse, von Anfang an dabei zu sein, wenn ein Autowerk im Zuge der Transformation auf Elektrofahrzeuge umstellt“, fügt der 27-jährige Emder hinzu, der selber mit seinem ID.Buzz nach Frankreich und Spanien mit knapp 200 Kilometer Reichweite in den Sommerurlaub 2023 fuhr.

Der Stresstest

Von Greetsiel nach Norddeich setzte ich mich am ans Steuer und war sofort begeistert. Das Fahrzeug gibt es in drei verschiedenen Grautönen sowie in blau, rot, weiß und schwarz. Fast alle Extras sind in die Serienausstattung des Elektroautos der gehobenen Mittelklasse inbegriffen, der preislich bei rund 54.000 Euro startet.

Auf der letzten Etappe von Norddeich zurück zum Emder Werk nimmt Ewald wieder Platz am Lenker, denn die Zeit ging schnell rum und er kennt eine Abkürzung. Irgendwo in Osteel stand dann ein Polizeiauto vor uns, die Straße war gesperrt worden. Ein LKW lag im Graben und da war nichts zu machen, wir mussten auf der engen Landstraße mit dem fast fünf Meter langen ID.7 wenden – links und rechts der Graben voll mit Regenwasser wegen hohem Grundwasserspiegel. Der Fahrer meistert das mit Bravour. Wir zwei Frauen gucken uns an und fragen uns: Hätten wir das auch geschafft? Ja, aber nicht aufgrund unserer Fahrkünste, sondern weil das Fahrzeug einen sehr kleinen Wendekreis hat, mit dem das Wenden kinderleicht ist.

Zum Schluss zeigte der VW-Ingenieur uns dann noch einmal, wie schnell sich das Fahrzeug mit Stromantrieb beschleunigen lässt. Ja, die elektrische Limousine der gehobenen Mittelklasse zog richtig ab und kommt gleich gut auf Drehzahl wie beim Benziner.

 

Das Elektrofahrzeug ID.7 wird seit Jahresanfang in Emden produziert.

 

 

Spedition setzt auf Elektromobilität

Vorstellung des ersten elektrischen 7,5 Tonners in Leer-Nüttermoor

Leer-Nüttermoor. Mit einer Pionierleistung in Sachen Elektromobilität geht die ostfriesische Spedition Nanno Janssen jetzt voraus: Das Emder Unternehmen setzt am Firmenneubau im Gewerbegebiet Nüttermoor im Regionalverkehr auf Elektroantrieb. „Den Anfang machten wir mit einem kleinen 7,5 t LKW, den wir seit Januar haben. Mit diesen Typ von Elektrofahrzeugen liefern wir auch für das Abfallwirtschaftsamt des Landkreises Leer die Müllsäcke an alle Abgabestellen im Landkreis aus“, sagt Nanno Janssen bei der Vorstellung der insgesamt 30 neuen LKW-Elektrotransporter, davon werden 27 Neufahrzeuge, bis zum Jahr 2025 Fahrt aufnehmen.

Die Zusammenarbeit mit dem Abfallwirtschaftsamt hat gut geklappt und heute ist sozusagen der Startschuss mit der Fahrzeugpräsentation“, so der Spediteur, der über eine Flotte mit insgesamt 60 Fahrzeugen verfügt und 110 Mitarbeiter beschäftigt, davon 60 LKW-Fahrer. Mit dem Fahrzeug werden Müllsäcke zu den Verkaufsstellen des Landkreises transportiert. Mit einer Batterieladung hat das Fahrzeug hat eine Reichweite von bis zu 230 km, bei 129 kWh Stromverbrauch in 75 Minuten.

Insgesamt hat die Spedition Nanno Janssen zehn Schnellladesäulen auf dem Firmengelände installiert. Mit dem neuen Firmengebäude, welches letztes Jahr schon bezogen wurde, ist der Außenplatz erneuert und auch die E-Ladesäulen aufgestellt worden.

Mit diesen Schnelladesäulen können bis zu 20 LKW gleichzeitig geladen werden. Der von der EWE bestellte Anschluss kann Strommengen von vier Megawatt liefern. Ein Großteil des Stromes kann jedoch von der eigenen Solaranlage bezogen werden, welche im Laufe des Jahres auf eine Peak-Leistung von 800 kW ausgebaut wird“, erläutert Nanno Janssen im Pressegespräch.. Von dem selbst erzeugten Strom sollen rund 90 Prozent am Firmenstandort genutzt werden. Das macht ein 1,1 Megawatt Speicher mit einem intelligenten Trafo möglich, der voraussichtlich im August installiert wird. Und der Vorteil liegt auf der Hand: Nämlich dass die Fahrzeuge und der Speicher dann aufgeladen werden können, wenn besonders viel Wind- und Sonnenstrom in Ostfriesland produziert wird.  

Mehr Informationen auch im Internet unter www.nanno-janssen.de.

Bild: Nanno Janssen Spedition

Von links: Nanno Janssen, Patrick Lubanski, Chamunorwa Mandividza, Rene Willms, Klaus Anneken und Wilfried Janssen

Ein EU-Projekt zum fünfjährigen Bestehen

Firma HTCL-Innovationsgesellschaft mbH an BUFFER+ Forschungsprojekt beteiligt

Lingen. Die Hydrothermale Karbonisierung (HTC) ist im Prinzip eine alte Wissenschaft, denn der Chemiker und Nobelpreisträger Friedrich Bergius veröffentlichte bereits 1913 das HTC-Verfahren zur Herstellung von Biokohle. Das Team aus Ingenieuren und Wissenschaftlern der Firma HTCL-Innovationsgesellschaft in Lingen versucht durch Wärme im Temperaturbereich zwischen 190-240 Grad Celsius zum Beispiel nachwachsende Rohstoffe, Komposte sowie Klärschlamm die CO2-Emissionen mit der Erzeugung von Biokohle unter Druck in wässriger Lösung zu binden.

Diese Biokohle hat ähnliche Eigenschaften wie Braunkohle. Die erste Pilotanlage mit einem Reaktorvolumen von 150 Litern zur Gewinnung von Biokohle steht in den Lingener Klärwerken, denn dort fallen fast 70.000 m³ Klärschlamm pro Jahr an“, erklärt Diplom-Ingenieur Siegfried Zech, der seit fünf Jahren als Gesellschafter der HTCL-Innovationsgesellschaft mbH in Lingen dabei ist und nun sein Büro in der Frerener Straße in Lingen eingerichtet hat. Er hatte letztes Jahr seine ZECH-Ingenieurgesellschaft dem TÜV SÜD übertragen. Nun widmet er sich anderen Aufgaben, u.a. als neu bestellter Geschäftsführer dieser Innovationsgesellschaft. Zu den weiteren Vertretern der Gesellschafter gehören Dr. Joachim Adams, Prof. em. Klaus Herrmann, Dr. Radulf Oberthür und Hans-Martin Gall sowie die Prokuristin Gabriele Sickmann in der Geschäftsleitung.

Zukünftig gibt es mehr Probleme, Abfälle aus landwirtschaftlicher Erzeugung, Klärschlamm oder Kompost zu entsorgen. „Es gibt zurzeit wenig Lösungen für eine Verwendung oder Entsorgung. Hier setzt HTC an und hinsichtlich der Temperatur, Druck und der Zeit lässt sich die Qualität der Biokohle verändern“, erklärt Siegfried Zech und hält ein 10 Zentimeter großes Musterstück Biokohle in der Hand.

Die ersten HTC-Versuche in Lingen gab es bereits im Jahr 2008. Bislang sind über 300 Einzel-Versuche unterschiedlichster Parameter und Einsatzstoffe durchgeführt und katalogisiert worden. Zusammen mit der Unternehmensgruppe Klasmann Deilmann wurde durch Anpflanzversuche getestet, wie gut sich das Produkt als Dünger eignet. „Wir sind derzeit in der Testphase, in welchen Branchen sich die Produkte erfolgreich einsetzen lassen. Aktuell konnten wir uns an ein EU-weites Projekt mit insgesamt 23 Partnern in sieben Länder beteiligen“, betont Zech.

Die HTCL will durch Versuche Torfersatzstoffe herstellen, die als Trägermaterial mit sogenannten Bodenverbesserungseigenschaften eingesetzt werden können. Das grenzüberschreitende EU-Projekt mit dem Titel BUFFER+ setzt sich für den Schutz wertvoller Moorgebiete ein. Es werden landschaftsbasierte Lösungen entwickelt, um Moore als Kohlenstoff- und Wasserpuffer zu bewahren. Denn mit der Entwässerung für die Landwirtschaft gehen jährlich rund 500.000 Hektar Fläche weltweit verloren. Hier soll das EU-Projekt Lösungen erarbeiten, mit denen gegengesteuert werden kann. Auch das Emder Ökowerk und die Hochschule Emden sind in dem EU-Projekt eingebunden.

Bildunterschrift: Foto: Inge Meyer

Siegfried Zech sieht auf schaut auf fünf Entwicklungsjahre zurück und blickt nach vorne.

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