Uplengen. Für Geldanlagen gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Welche ist die beste? Diese Frage ist nicht pauschal zu beantworten, denn sowohl die finanzielle Lage der Sparer als auch die Anlagemöglichkeiten sind völlig verschieden. Somit besteht die Notwendigkeit der Bürger, die Art ihrer Geldanlage je nach ihrer finanziellen Situation zu entscheiden. Wer in einer schwierigen finanziellen Lage lebt, wird allenfalls eine kleine Rücklage in Form eines Sparkontos mit einer kurzen Kündigungsfrist bilden können. Wer dagegen über ein beachtliches Vermögen verfügt, wird auch den Kauf von Aktien in Erwägung ziehen

Zwischen diesen beiden Anlagearten bestehen erhebliche Unterschiede. Wer ein Sparguthaben bei einer Bank unterhält, muss sich keine Sorge um den Erhalt seines Geldes machen. Er kann aufgrund der gesetzlichen Pflichten seiner Bank sicher sein, dass er sein Geld in voller Höhe zurückerhalten wird und zudem Zinsen bekommt, deren Höhe bereits bei der Anlage des Geldes für die Gesamtzeit der Anlage vereinbart wird oder nur bei einer wesentlichen Veränderung der Lage am Geld- und Kapitalmarkt verändert werden kann.

Völlig anders ist die Lage bei einer Kapitalanlage in Form von Aktien. Der Anleger ist im rechtlichen Sinne nicht Gläubiger, sondern Miteigentümer eines Unternehmens. Das hat natürlich völlig unterschiedliche Entwicklungen zur Folge. Der Aktionär hat keinen Anspruch auf eine gleichbleibende Verzinsung seiner Anlage. Als Miteigentümer von Aktiengesellschaften ist er von der Entwicklung der Kurse seiner Aktien abhängig. Die hängt von einer ganzen Reihe von Einflussfaktoren ab. Sie sind in zwei Hauptgruppen enthalten: Wie wird sich die allgemeine wirtschaftliche Lage entwickeln und wie wird sich die Ertragslage eines bestimmten Unternehmens verändern? Beide Entwicklungen sind natürlich nicht mit einer absoluten Sicherheit vorherzusagen. Die in der Zeit vor dem Erwerb von Aktien bereits eingetretenen Einflussfaktoren haben sich längst auf die Höhe des Kurses – also des Kaufpreises – ausgewirkt. Die weitere Entwicklung des Kurses hängt von vielen Einflüssen ab, deren Art und Umfang erst im Laufe der Anlagedauer feststellbar sind. Diese Einflüsse sind in den einzelnen Branchen nicht einheitlich, weil sich konjunkturelle Entwicklungen, gesetzliche Vorschriften und ungleichmäßige Strukturveränderungen in den einzelnen Branchen unterschiedlich auswirken.

Auch politische Veränderungen können Einfluss auf die Kursentwicklungen nehmen. Dazu zählen insbesondere Veränderungen in der Steuerpolitik und wirtschaftspolitische Entscheidungen und Maßnahmen, die sich für die verschiedenen Unternehmensgruppen unterschiedlich auswirken können.

Die Entscheidung eines Aktionärs über den Erwerb von Aktien besteht in der Regel aus einer Mischung von Sachlichkeit und Emotionen. Wichtige Einflussfaktoren sind Erwägungen, die sich aus den allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnissen, aber auch aus der speziellen Lage einer bestimmten Aktiengesellschaft und einer Reihe von weiteren Bedingungen ergeben. Aus diesen Erkenntnissen und den nur schwer einzuschätzenden weiteren Folgen ergibt sich für den Anleger die Notwendigkeit, die Auswirkungen auf die Entwicklung des betreffenden Unternehmens zu verfolgen. Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse hat er – je nach seiner eigenen finanziellen Lage – in kurzen oder langen Zeitabschnitten zu entscheiden, ob er seine Aktien verkaufen oder behalten oder weitere hinzukaufen sollte. Manche Veränderungen in der Wirtschaft sind schnell und präzise erkennbar. Sie führen rasch zu unterschiedlichen Entwicklungen am Aktienmarkt. Andere Änderungen ergeben sich erst nach einem langen Vorlauf und ihre Auswirkungen sind zunächst nicht klar erkennbar.

Sowohl Erhöhungen als auch Reduzierungen von Aktienkursen können eine Eigendynamik auslösen. Steigen die Kurse innerhalb von wenigen Tagen, ohne dass dafür ein deutlicher Grund erkennbar ist, so löst das in der Regel besondere Aktivitäten aus – jedoch welche? Manche Aktionäre nehmen den Anstieg zum Anlass, weitere Aktien zu kaufen, so dass die Kurse weiter steigen werden. Andere Aktionäre veranlasst eine solche Entwicklung zum raschen Verkauf ihrer Aktien. Beide Entwicklungen können zu Kursentwicklungen führen, die zumindest zunächst nicht erklärbar sind, weil nicht alle Aktionäre sofort die Gründe für diese Entwicklungen erfahren und sie somit nicht bewerten können, sondern sich lediglich von den Kursänderungen leiten lassen.

Der Unterschied zwischen einer Geldanlage bei einem Kreditinstitut und dem Kauf von Aktien ist völlig klar. Ein Bankguthaben ist vor Verlusten uneingeschränkt geschützt. Die umfangreichen gesetzlichen Vorschriften und die detaillierte Überwachung ihrer Einhaltung garantieren eine absolute Sicherheit. Die Verzinsung richtet sich nach der Laufzeit der Anlage und schwankt zwischen den einzelnen Kreditinstituten nur mäßig. Der Kauf und der Verkauf von Aktien bieten dagegen sowohl eine große Chance auf eine hohe Rentabilität als auch das Risiko, einen Teil des angelegten Kapitals zu verlieren. Somit richtet sich die Wahl zwischen diesen beiden Anlagearten nach den Vermögensverhältnissen und der Risikobereitschaft des Anlegers.

Zurzeit ist deutlich erkennbar, dass Aktienkurse in erster Linie weniger von der aktuellen Situation eines Unternehmens, sondern vielmehr von der erwarteten weiteren wirtschaftlichen Entwicklung abhängen. Trotz einer sehr mäßigen Entwicklung der Gesamtwirtschaft sind die Aktienkurse in Deutschland in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Die Ursache ist logisch: Der weitaus größte Teil der Aktionäre beabsichtigt nicht, seine Aktien sofort wegen der unbefriedigenden wirtschaftlichen Lage zu verkaufen. Die meisten wollen sie behalten, bis sich die Kurse wesentlich erhöht haben. Das bedeutet in der aktuellen Lage: Die Mehrzahl der Aktionäre erwartet eine Verbesserung der Wirtschaftsentwicklung und besonders der Ertragslage der Unternehmen. Das gibt Anlass zu der Hoffnung, dass sich unsere Wirtschaft – insbesondere ihre Ertragslage – in nächster Zeit allmählich verbessert.