Lohnt sich der Kauf von Aktien?

Für eine Geldanlage gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Sie reichen von einem Sparkonto mit einer kurzen Kündigungsfrist bei einer Bank bis zu individuellen Käufen von Aktien. Entscheidend für die Auswahl sind insbesondere die Einkommens- und Vermögensverhältnisse des Anlegers und seine Risikobereitschaft.

Die Renditen der meisten Einlagen bei einem Kreditinstitut ergeben sich aus dem

Zinssatz, der zu Beginn der Anlage vereinbart wird und allenfalls im Laufe der Zeit

verändert werden kann. Dagegen steht bei einer Anlage in Aktien der Ertrag erst fest, wenn sie verkauft worden sind. Dabei ist keineswegs sicher, dass sich bis zum Verkauf überhaupt ein Ertrag ergeben hat, sei es ein über dem Einkaufspreis liegender Verkaufserlös oder während der Anlagedauer gezahlte Dividenden oder beides. Die in der Zeit vor dem Erwerb von Aktien bereits beschlossenen und bekannten Einflussfaktoren haben sich längst auf die Höhe des Kurses, also des Einkaufspreises, ausgewirkt. Die weitere Entwicklung des Kurses hängt von vielen Einflüssen ab, deren Art und Umfang sich erst im Laufe der Anlagedauer ergeben. Sie betreffen sowohl bestimmte Eigenschaften des Unternehmens wie die Ertrags- und Risikolage, die Wettbewerbssituation und die Entwicklung in der Branche des betreffenden Unternehmens als auch Entwicklungen der gesamten Wirtschaftslage.

Sowohl Erhöhungen als auch Reduzierungen von Aktienkursen können eine Eigendynamik auslösen. Steigen die Kurse einer Aktiengesellschaft innerhalb von wenigen Tagen, ohne dass dafür ein deutlicher Grund erkennbar ist, so schließen sich in der Regel zahlreiche Aktionäre dem Kauf dieser Aktie an und bewirken somit eine weitere Erhöhung der Kurse. Auch ein gegenteiliger Trend ist möglich. Ein Rückgang der Kurse ohne einen

erkennbaren Grund kann einen weiteren Rückgang auslösen.

Vorhersagen über Kursentwicklungen sind nicht mit ausreichender Sicherheit möglich. Die Entwicklung in den vergangenen Monaten ist dafür ein Beispiel. Die Wirtschaft lahmt und die Aktienkurse erreichen Jahreshöchststände. Diese Entwicklung beweist: Die Kurse richten sich in erster Linie nicht nach der aktuellen Lage der Wirtschaft oder des Unternehmens, sondern nach den erwarteten Entwicklungen. Das bedeutet aktuell: Die Mehrzahl der Aktionäre erwartet eine wesentliche Verbesserung der Wirtschaftsentwicklung und besonders der Ertragslage der Unternehmen.

Ja, der Kauf von Aktien kann sich lohnen. Eine Garantie für eine angemessene Rendite gibt es jedoch nicht. Trotz der positiven Ertragsaussichten in der Wirtschaft und damit der Hoffnung auf weitere Kursteigerungen sind die Aktionäre im Kreis der Kapitalanleger nach wie vor in der Minderheit. Die meisten Anleger ziehen die Anlage bei einem Kreditinstitut vor, weil sie somit die Garantie für den Erhalt ihres Geldes bekommen. Dafür müssen sie auf die Chance für eine erhebliche Vergrößerung ihres Kapitals verzichten.

Wie werden sich die Preise entwickeln?

Viele Jahre lang galt der Euro als eine relativ stabile Währung. Doch dann stieg die Inflation in den Jahren 2022 und 2023 in einem ungewohnten Tempo an. Diese Entwicklung löste eine große Besorgnis aus, denn eine hohe Geldentwertung führt zu erheblichen Problemen, weil sie die Strukturen bei den Einkommen- und Vermögensverhältnissen völlig verändert.

Die Europäische Zentralbank, deren oberste Aufgabe der Erhalt der Währungsstabilität ist, hat diese Entwicklung mit zahlreichen Erhöhungen ihrer Leitzinsen erfolgreich bekämpft. Die Zinssätze der Kreditinstitute sind zwar nicht per Gesetz unmittelbar an den Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank gekoppelt, dennoch hat dieser Zinssatz einen großen Einfluss auf das allgemeine Zinsniveau, da die Kreditinstitute ihre Zinssätze insbesondere davon abhängig machen, die sie ihrerseits an die Zentralbank zahlen müssen.

Die Inflationsrate ging ähnlich schnell zurück wie sie zuvor gestiegen war. Im März lag sie in den Ländern der Europäischen Währungsunion nur noch bei 2,4 %. Damit ist das Ziel von 2,0 % fast erreicht worden. Der Rückgang ist vor allem auf die gesunkenen Energiepreise zurückzuführen. Sie lagen im März um 1,8 % unter dem Vorjahresniveau. Die Entwicklungen waren in den EU-Ländern sehr unterschiedlich. In Spanien stiegen die Preise um 3,2 %, in Italien nur um 1,3%. In Frankreich gingen sie sogar um 2,4 % zurück. In Deutschland lag die Preiserhöhung mit 2,2 % im Mittelfeld. Diese unterschiedlichen Entwicklungen zeigen, dass die Wirtschaftspolitik in den EU-Ländern noch sehr verschieden ist.

Jetzt stellen sich bange Fragen: Wie stabil muss unsere Währung sein? Wird der Trend zu einem Rückgang der Preise anhalten und damit zu einer Reduzierung des Leitzinssatzes der EZB führen? Diese Fragen haben sowohl für die Unternehmen als auch für Privatpersonen eine große Bedeutung. Auf viele Entscheidungen hat die Zinshöhe einen wesentlichen Einfluss. Das gilt besonders für Investitionen der Unternehmen und für Entscheidungen der Privatpersonen über ihr Sparverhalten und den Erwerb von Konsumartikeln.

Durch eine erhebliche Geldentwertung verliert die Währung ihre Funktion als Wertaufbewahrungsmittel. Deshalb strebten Politiker und Notenbanken früher ein absolut gleichbleibendes Preisniveau an. Diese Einstellung hat sich gewandelt. Grund ist die Erkenntnis, dass eine geringfügige Erhöhung des allgemeinen Preisniveaus durchaus Vorteile haben kann. Eine geringe Geldentwertung fördert die Nachfrage. Die Konsumenten möchten ihr Geld wegen der zu erwartenden Wertminderung in Waren umtauschen, um von der Wertminderung verschont zu bleiben. Deshalb strebt sie die Europäische Zentralbank eine Erhöhung des allgemeinen Preisniveaus von 2 % an. Mit diesem auf dem ersten Blick als „fauler Kompromiss“ betrachteten Ziel soll ein Kompromiss zwischen einer absoluten Preisstabilität und dem Anreiz der Preiserhöhungen für ein Wachstum der Wirtschaft erreicht werden.

Die meisten Konjunkturforscher erwarten für die nächsten Monate einen weiteren Rückgang der Preissteigerungen. Nach ihrer Einschätzung wird die Rate in den Euro-Ländern im Laufe des Sommers die angestrebte Höhe von nur noch 2 % erreichen. Dann wäre eine Senkung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank vertretbar.