Autor: Thomas Klaus

Angriff auf Medien

Bremerhaven. Dass Medienunternehmen von Demonstranten blockiert werden, entwickelt sich zur neuen – und zwar sehr bedenklichen – „Modeerscheinung“ beziehungsweise Unsitte. Betroffen war unter anderem die Druckerei der „Nordsee Zeitung“, bei der auch das Wirtschaftsecho produziert wird. Dort kippten Protestler Fuhren Mist ab. Auf diese Weise sollte ein Druck der Zeitung verhindert und ein Gespräch mit dem Verleger erzwungen werden; letzteres fand am Folgetag tatsächlich statt. Polizei und Zeugen berichteten von einer aggressiven Stimmung.

Die Hintergründe dieser Aktionen liegen zum Teil im Dunkeln. Beteiligt sind offensichtlich auch Landwirte, die ihren Unmut über die Politik der Ampel-Koalition Ausdruck verleihen wollen. Der Deutsche Bauernverband (DBV) distanziert sich zwar von Angriffen auf Medienunternehmen und somit auf die Pressefreiheit. Aber um den DBV herum haben sich längst andere Zusammenschlüsse von Landwirtinnen und Landwirten gebildet, die radikalere Mittel und Methoden bevorzugen. Diese Gruppen machen zeitweilig bewusst oder unbewusst gemeinsame Sache mit Querdenkern. Deren Nähe zum rechtsextremen Lager ist zum Teil eindeutig belegbar.

Die Demonstranten nehmen für sich das Grundrecht der Versammlungsfreiheit in Anspruch. Zugleich missachten und attackieren sie in Form der Pressefreiheit ein anderes Grundrecht.

Keine Frage: Die Arbeit und Berichterstattung der Journalistinnen und Journalisten darf auf den Prüfstand der Öffentlichkeit. Einzelne Artikel oder auch die Ausrichtung eines Verlages zu kritisieren, das ist völlig in Ordnung und legitim. Medienschaffende müssen das nicht nur aushalten können, sondern sollten Kritik stets grundsätzlich als Chance zur Selbstreflektion und Weiterentwicklung sehen. Durch klassische Leserbriefe und vor allem die Sozialen Medien kann die Schelte für Medienarbeit breite Kreise ziehen. Das sind Schritte, die Druck entfalten. Und es handelt sich um Schritte innerhalb des breiten Korridors der Meinungsfreiheit. Auf Blockaden von Medienunternehmen trifft das nicht zu. Solche (Straf-)Taten bewegen sich außerhalb des Verfassungsbogens.

Wohlbefinden fördern und Teambildung stärken

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BMG) stand im Zentrum der AOK-Netzwerk-Veranstaltung

Emden. Unternehmen müssen sich stärker für die Gesundheit und Motivation ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren. Dazu zwingen der sich weiter zuspitzende Fachkräftemangel, die wachsende Zahl älterer Beschäftigter und die zunehmende Quote bei den psychischen Erkrankungen. Anstöße für ein betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) in kleinen und mittleren Betrieben (KMU) lieferte eine Veranstaltung des Netzwerkes KMU-Kompetenz in den Regionen Ostfriesland-Jade und Emsland-Grafschaft Bentheim. Es stand unter der Regie des BGM-Beraterteams der AOK Niedersachsen. Die Krankenkasse hatte die Zusammenkunft in Emden zusammen mit der Hochschule Emden-Leer organisiert.

AOK geht beim BGM vorbildlich voran

Thomas de Boer, BGM-Geschäftsbereichsleiter bei der AOK Niedersachsen, begrüßte die Anwesenden. Die AOK hilft Unternehmen unterschiedlicher Größe und verschiedener Branchen mit nachhaltigen Konzepten und praxiserprobten, maßgeschneiderten Methoden. Bemerkenswert: Alle Leistungen der Krankenkasse sind dabei kostenfrei. Besonders willkommen hieß de Boer einen hohen Gast aus der AOK-Zentrale in Hannover: Vorstandsmitglied Sandra Kuwatsch, Leiterin des Ressorts für Personal und Ressourcenmanagement, war angereist. Die AOK Niedersachsen rät nicht nur den Unternehmen zu BGM-Aktivitäten, sondern geht hier vorbildlich voran. Erst im Dezember wurde sie mit dem Corporate Health Award in der Kategorie „Gesundheits- und Sozialwesen“ ausgezeichnet. Dieser Award der Handelsblatt GmbH und von EUPD Research gilt als renommierteste Auszeichnung für exzellentes betriebliches Gesundheitsmanagement. Dazu Sandra Kuwatsch: „Die Gesundheit unserer Mitarbeitenden ist unser wertvollstes Kapital. Unser BGM fördert Wohlbefinden, Leistung und stärkt die Teambildung. Es ist der Schlüssel zu unserem anhaltenden Erfolg“, so die AOK-Chefin.

BGM auch bei dezentralen Strukturen möglich

Im Anschluss stellten Vizepräsidentin Professorin Dr. Anne Schweizer und Professor Dr. Marco Rimkus kurz die Hochschule Emden-Leer vor, in deren Räumlichkeiten die Veranstaltung ausgerichtet wurde. Nach den Erfahrungen der beiden Wissenschaftler wird das Thema der Resilienz als innere Widerstandsfähigkeit auch für viele der rund 4.200 Studierenden immer wichtiger. Die Hochschule reagiert mit neuen Studienformen.

Wie BGM in der Praxis funktioniert, erläuterten zwei Vertreter des Leinerstiftes im Interview mit der AOK-BGM-Beraterin Henrike Gruber. Das Leinerstift mit Hauptsitz in Großefehn bietet ein vielschichtiges Hilfssystem in den Bereichen Jugendhilfe, Sozialhilfe und dem Teilhabegesetz an. Eine Besonderheit des Vereins ist die weitgehend dezentralisierte Struktur: Die 750 Mitarbeiter sind an 45 Standorten tätig.

Dass trotzdem erfolgreich ein BGM-System aufgebaut werden kann, machten Vorstand Wolfgang Vorwerk und der zuständige Projektmanager Marc Baumann klar. „Eine enge Mitarbeiterbeteiligung inklusive Befragungen ist dabei das A und O“, erläuterte Vorwerk. Ein Steuerungskreis wurde gegründet; er soll den Prozess beschleunigen. Bewährt habe sich ebenfalls eine unternehmensinterne App, ergänzte Baumann.

Menschenstärkung als Maßstab aller Entscheidungen

Nach der Mittagspause hatte der Hauptredner das Wort: Bodo Janssen hielt einen Impulsvortrag mit dem Titel „Menschen zu führen bedeutet Menschen zu stärken“. Janssen, Chef der Upstalsboom-Hotelgruppe mit rund 70 Hotels und Ferienwohnanlagen, hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht, die zum Teil „Spiegel-Bestseller wurden. Darin thematisiert er seine Art der menschenorientierten Unternehmensentwicklung im „Spannungsfeld zwischen Spiritualität, Wissenschaft und Wirtschaftlichkeit“.

Mittlerweile ist der „Upstalsboom-Weg“ zu einem Impulsgeber für einen Kulturwandel in der Arbeitswelt geworden. Janssen gab Einblicke in seine Philosophie. Menschen zu stärken – das sei der Maßstab aller Entscheidungen im Unternehmen. Dabei komme es darauf an, innere Gelassenheit unabhängig von äußeren Faktoren zu erlangen.

Wichtige Rolle der Führungskräfte

Auch in den späteren so genannten Experten-Ecken wurde deutlich: Ideen und Maßnahmen zur Gesundheitsförderung in Unternehmen gibt es wie Sand am Meer. Da werden zum Beispiel Rücken- und Bewegungstrainings mit und ohne Geräten angeboten, Entspannungsübungen für das mentale Wohlbefinden ermöglicht, Sportzirkel und Sporttage organisiert, Ernährungsberatungen offeriert oder Kooperationsverträge mit Sport- und Fitnessstudios geschlossen.

Was konkret gebraucht wird und möglich ist, hängt vom jeweiligen Unternehmen ab. Kaufmännische Arbeitskräfte haben beispielsweise ein ganz anderes Belastungsprofil als Lagerlogistik-Mitarbeiter oder Kraftfahrer. Doch bei allem, was auf dem BGM-Gebiet unternommen wird, spielen die Führungskräfte eine wichtige Rolle. Denn sie prägen durch ihren Führungsstil entscheidend die Kultur und Gesundheit im Team.

Krisen können zu einem wichtigen Impuls werden, zu einer Einladung, sich von Altem und Nutzlosem zu trennen, sich aufzumachen, neue Spuren zu ziehen und neue Räume zu erkunden. Letztlich geht es darum, zu klären, wie wir Krisen sinnvoll nutzen können“, untermauerte Bodo Janssen seine Thesen. Ja, Führung bestehe darin, Menschen darauf vorzubereiten, schwierige Situationen zu meistern, anstatt ihnen auszuweichen. Sie zu befähigen, ihnen etwas entgegen zu setzen, Resilient zu sein – am besten mit Demut, Geduld und Gelassenheit.

„Anknüpfen an den Gemeinschaftsgeist“

Interview mit Wolfgang Finken, Bundesgeschäftsführer des Party Service Bundes Deutschland e.V.

Wolfgang Finken ist seit 2002 Bundesgeschäftsführer des Party Service Bundes Deutschland e.V. Das WIRTSCHAFTSECHO sprach mit dem Vertreter des bundesweit aktiven Berufs- und Branchenfachverbandes unter anderem über die Situation des Gastgewerbes nach dem Aus für den ermäßigten Mehrwertsteuersatz.

Herr Finken, der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent für Speisen in Lokalen und beim Partyservice wurde von der Bundesregierung nicht über den 31. Dezember 2023 hinaus verlängert. Und das trotz massiver Proteste aus dem Gastgewerbe, an denen auch ihr Verband beteiligt war.

Wie sehr frustriert es Sie, dass die Gastro-Branche anscheinend mal wieder von der Politik nicht ernst genug genommen wurde?

Das Aus für den ermäßigten Mehrwertsteuersatz ist in der Tat eine sehr schlechte Nachricht für die Branche. Zu Recht müssen wir in der Gastronomie steigende Preise und sinkende Umsätze, Betriebsschließungen und einen Verlust an Arbeitsplätzen befürchten. Das geht mit weniger Lebensqualität für die Menschen einher.

Es ist äußerst bedauerlich, dass weder Bundeskanzler Olaf Scholz noch Bundesfinanzminister Christian Lindner Wort gehalten haben. Öffentliche Aussagen dieser Politiker haben die Branche in falscher Sicherheit gewogen. Aber ich kann der

Steuer-Diskussion auch positive Seiten abgewinnen.

Aha. Und welche?

Zum einen: Nach der Entscheidung der Bundesregierung herrscht nun endlich Planungssicherheit für die Branche. Und das war dringend notwendig. Zum anderen: Ich nehme die Bündnisse, die sich bei diesem Thema im Gastgewerbe und darüber hinaus gebildet hatten, als sehr erfreulich und ermutigend wahr. Es haben Verbände und Interessenvertretungen zusammengearbeitet und gemeinsam Druck gemacht, die normalerweise nicht viel miteinander zu tun haben oder zu tun haben wollen.

An diesen Gemeinschaftsgeist sollten wir innerhalb der Branche künftig anknüpfen. Nur so können die Probleme und Forderungen von Partyservice-Unternehmern und Caterern, Gastronomen, Hoteliers und Gemeinschaftsverpflegern in Öffentlichkeit und Politik noch wesentlich stärker wahrgenommen werden.

Welche der Probleme drücken denn besonders?

Das Gastgewerbe und auch das Segment der Caterer und Partyservice-Unternehmer, das unser Verband vertritt, leidet unter einem wachsenden Kostendruck. Zum Beispiel steigen die Ausgaben für Lebensmittel, Energie und Personal immer weiter.

Diese Kosten in den Betrieben werden unter anderem durch immense Steuerbelastungen zusätzlich hoch getrieben und nicht zuletzt durch eine Bürokratisierung, die allen Versprechungen der Politik zum Trotz eher zu wachsen scheint als abgebaut wird. Bei den Punkten Steuerlasten und Überbürokratisierung könnte die Politik schnell Druck vom Kessel nehmen, wenn sie es denn wollte. Als Party Service Bund Deutschland e.V. werden wir hier nach wie vor Einfluss zu nehmen versuchen.

Aber nicht nur die Politik ist hier gefordert, oder?

Selbstverständlich nicht. Der Kostendruck könnte durch mehr Digitalisierung und Automatisierung abgeschwächt werden. Denn zweifellos lassen sich eine Reihe von Prozessen und Abläufen effektiver und effizienter gestalten. Ferner eignen sich Digitalisierung und Automatisierung zum Teil als Instrument gegen den Personalmangel.

Mein Eindruck ist: Mehr Aufgeschlossenheit und Offenheit gegenüber den modernen technologischen Mitteln und Möglichkeiten wäre auch bei so manchen Entscheidungsträgern unserer Branche sinnvoll und ratsam. Das gilt gleichermaßen für die Chancen der Künstlichen Intelligenz. Allerdings sollten deren Risiken gleichermaßen nicht aus dem Blickfeld geraten.

Unsere Leserinnen und Leser interessieren sich speziell für das Thema der Betriebsverpflegung. Was kommt Ihnen hierzu im Hinblick auf aktuelle Entwicklungen in den Sinn?

Durch die Corona-Pandemie wurden die Kantinen in den Unternehmen kräftig durchgeschüttelt. Ein wichtiger Faktor war hier der Boom des Home Office. Auch nach der Pandemie sind viele Beschäftigte im Home Office geblieben. Das ist natürlich nicht gut für das Geschäft der Betriebsverpfleger. Die müssen sich bemühen, die Arbeitnehmer zumindest an den Tagen in die Kantinen zu locken, an denen sie sich noch im Betrieb aufhalten. Da gibt es unterschiedliche Ansätze und Ideen. Zum Beispiel in Richtung eines nachhaltiger, gesünder und abwechslungsreicher aufgestellten Speisenangebotes oder von Aktionswochen und ähnlichen Events. Insgesamt wird die Betriebsverpflegung unter starkem Druck bleiben, solange sich Home Office einer großen Popularität erfreut.

                                                                                                         

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