GVN-Jahreshauptversammlung fand in Wilhelmshaven statt

Wilhelmshaven. Der Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) e. V. führte am 3. und 4. November seine Jahreshauptversammlung durch. In Wilhelmshaven waren über 250 Unternehmer aus dem privaten niedersächsischen Verkehrsgewerbe (Güterkraftverkehr, Entsorgung, Spedition, Logistik, Möbelspedition, Omnibus und Touristik sowie Taxi, Mietwagen und Krankentransporte) vertreten.

Neben satzungsgemäßer Verbandsarbeit im Rahmen der Jahreshauptversammlung informierte der GVN am zweiten Tag in einem spannenden Workshop-Programm u. a. zu Stolperfallen in der täglichen Personalpraxis, zu klimaschonenden Lkw-Antrieben und digitalen Hilfen für das CO2-Berichtswesen. Des Weiteren wurde die Frage beantwortet, welche Rolle das Thema Nachhaltigkeit für die Unternehmensfinanzierung spielt. Für das Taxi- und Mietwagengewerbe standen wertvolle Tipps zur komplizierten Vergabeart der Ausschreibungen für Schülerverkehre auf der Agenda.

GVN-Präsident Mathias Krage eröffnete die Jahreshauptversammlung mit kritischen Worten: „Ein besonders schwarzer Tag für die Güterverkehrsunternehmer war der 20. Oktober, als der Bundestag, ohne die kleinste Änderung, die Mautverdoppelung bereits zum 1. Dezember 2023 durchgewunken hat. Die doppelte Maut hat Null Klimawirkung, sie kommt viel zu früh und in einer wirtschaftlich extrem schwierigen Phase. Aber das alles hat die Politik nicht interessiert. Auf die Transportbranche kommen gewaltige Kostensteigerungen zu, die vollständig weitergegeben werden müssen! Die Verabschiedung dieses Gesetzes wird für viele kleine und mittlere Transportunternehmer der Anfang vom Ende sein!

Man drängt den Güterverkehr in die Rolle des Steuereintreibers. Denn tatsächlich dürfte die Erhöhung der Staatseinnahmen der Grund für diesen dicken Knüppel sein, den man uns jetzt zwischen die Beine wirft. Die Politik muss jetzt wenigstens dafür sorgen, dass die Förderung anläuft, aber auch da habe ich Zweifel. Denn von den Mehreinnahmen sollen vor allem die Bundesschienenwege profitieren. Wenn man aber liest, dass selbst 2/3 der bei der Bahn Beschäftigten nicht an die Bahnreform glaubt, habe ich große Sorge, dass das Geld dort nur versickert. Es ist mehr als enttäuschend und beschämend für die Politik, dass die vielen Bedenken, Einwände und Sorgen von den Verbänden zwar gehört wurden, man jedoch in Gedanken an sprudelnde Mauteinnahmen Augen und Ohren verschlossen hat!“, so Krage weiter.

Er versprach den Unternehmern – auch wenn es den Verbänden am Ende nicht gelungen ist, die doppelte Maut zu verhindern – dass der GVN als Unternehmerverband alles daransetzen wird, ihre Interessen weiterhin gegenüber der Politik und in der Öffentlichkeit zu vertreten. Mit starker Stimme, damit das Verkehrsgewerbe eine Zukunft hat.

An die Politik und den anwesenden FDP-Fraktionsvorsitzenden Christian Dürr appellierte Krage abschließend: „Angesichts der großen Personalprobleme noch ein Wort zum Bürgergeld. Wenn wir sehen, welche Signale das Bürgergeld sendet, ist bei vielen Unternehmen nur noch Kopfschütteln angesagt. Wir müssen mehr animieren und nicht mehr alimentieren. Die Attraktivität des Standortes Deutschland hat massiv gelitten. Die Stimmung in der Wirtschaft ist gekippt. Wir haben über zwei Mio. Arbeitslose und trotzdem einen Arbeitskräftemangel. Das ist doch krank. Man müsse sich entscheiden, was wir wollen, Wachstums- oder Wohlfühlpolitik.

Der Oberbürgermeister der Stadt Wilhelmshaven, Carsten Feist, stellte in seinem erfrischenden Grußwort klar, dass es die Deutschland-Geschwindigkeit nicht gäbe. Er sprach lieber von der Wilhelmshaven-Geschwindigkeit. In nur 194 Tagen habe man eine LNG-Pipeline gebaut. Gleichzeitig plädierte er für mehr Bürokratieabbau, Digitalisierung und den Ausbau eines sinnvollen ÖPNV.